Wichtige Fragen und Antworten
In der Sturzflutgefahrenkarte stellen wir die Auswirkungen lokaler Starkregenereignisse dar, wie sie z.B. typischerweise bei sommerlichen Gewitterregen auftreten können. Solche Ereignisse betreffen meist ein relativ kleines Gebiet. Bei der Berechnung des oberflächlich abfließenden Wassers haben wir daher einzelne Einzugsgebiete mit einer maximalen Größe von 20 km² betrachtet. So wird vermieden, dass sich im Modell zu große Wassermengen ansammeln. Daher endet in den Sturzflutgefahrenkarten die Darstellung für das Gewässer selbst in etwa an der Stelle, an der eine Einzugsgebietsgröße von 20 km² erreicht ist. Im weiteren Verlauf werden nur noch Überflutungen durch seitliche Zuflüsse bis zum Gewässerrand dargestellt.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass im weiteren Verlauf keine Hochwassergefahr im Gewässer besteht. Die Überflutung durch solche Hochwasser wird ebenfalls berechnet, wobei allerdings eine andere Methodik zum Einsatz kommt. Solche Hochwasser werden in den sog. Hochwassergefahrenkarten dargestellt. Diese liegen bereits für viele Gewässer vor: Hochwassergefahrenkarten Rheinland-Pfalz. Für einige Gewässerstrecken werden sie derzeit noch erstellt und werden ab Ende 2025 dann vollständig für alle Gewässer in Rheinland-Pfalz bereitgestellt.
Die für die Erstellung der Sturzflutgefahrenkarten verwendeten Grundlagendaten wurden Anfang 2022 zusammengestellt und entsprechen daher dem zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Stand. Die Aktualität der Grundlagendaten kann jedoch aufgrund unterschiedlicher Fortschreibungszeitpunkte dieser Daten in den Landesteilen verschieden sein. Für nähere Auskünfte für das Gebiet, das Sie interessiert, senden Sie bitte eine Anfrage mit Angabe des jeweiligen Gebietes. Sie können hierfür das Kontaktformular im Wasserportal des Landes verwenden.
Es ist vorgesehen, die Sturzflutgefahrenkarten in regelmäßigen Abständen fortzuschreiben, die sich an den Fortschreibungszyklen der wesentlichen Grundlagendaten orientieren. Diese betragen zumeist 4-5 Jahre.
Bei der Erstellung der Sturzflutgefahrenkarten konnten nicht alle in der Realität vorhandenen Durchlässe, Brücken u.ä. berücksichtigt werden. Auch konnten meist nicht die tatsächlichen Maße verwendet werden. In der Regel wurden im Bereich von Gewässern die Form der Sohle des Durchlasses und die Breite aus dem Geländemodell abgeleitet und eine standardisierte Höhe angenommen. Im Bereich von Verkehrswegen wurden solche Strukturen meist einheitlich rechteckig mit 3 x 3 m Größe angesetzt.
Das für die Berechnung der Karten verwendete Basismodell wird jedoch nach und nach verfeinert. Dabei werden auch fehlende Durchlässe etc. sowie Informationen zu den tatsächlichen Dimensionen ergänzt. Wenn Sie entsprechende Informationen haben, können Sie uns diese mithilfe des Hinweis-Meldetools mitteilen, das Sie hier finden https://gdaservices.rlp-umwelt.de/sfgk
Nein, dieser Effekt wurde nicht berücksichtigt. In der Realität kann dies je nach lokaler Situation zum Zeitpunkt des Ereignisses sehr unterschiedliche Formen annehmen, sodass einheitliche Annahmen für ein landesweites Kartenwerk schwer zu treffen wären. Die Untersuchung der Auswirkungen solcher Effekte bleibt detaillierteren lokalen Modellberechnungen vorbehalten.
Die Berücksichtigung sämtlicher Kanalnetze ist in einem landesweiten Kartenwerk kaum möglich. Hinzu kommt, dass der Einfluss von Kanalnetzen bei intensiven Starkregenereignissen, wie sie in den Sturzflutgefahrenkarten betrachtet werden, meist relativ gering ist, da sie schnell voll sind. Sie wurden daher in den vorliegenden Karten nicht berücksichtigt.
Die Oberflächenform von Rückhaltebecken, Stauwällen u.ä. ist meist im digitalen Geländemodell als Oberflächenform erfasst. Solche Strukturen nehmen daher bei der Modellberechnung entsprechend Wasser auf. Meist nicht erfasst sind hingegen in solchen Anlagen ggf. enthaltene technische Strukturen wie Grundablässe, Absperrbauwerke u.ä., die (oft im Zusammenhang mit einer gezielten Steuerung) einen erheblichen Einfluss auf die Wirkung solcher Bauwerke haben können. Das Abflussverhalten kann daher in der Realität anders sein, als es sich in der Modellberechnung darstellt.
Für die Stufe SRI 7 werden Niederschlagsereignisse angesetzt, die im Mittel etwa einmal in 100 Jahren auftreten. Höhere Stufen als SRI 7 werden mithilfe von Faktoren extrapoliert, da die Niederschlagsstatistik des DWD, die hier zugrundengelegt wurde, diesen Bereich nicht betrachtet. Für die Stufe SRI 10 wurde die doppelte Niederschlagsmenge (bei gleicher Ereignisdauer) wie bei SRI 7 angenommen. Eine Wiederkehrzeit kann hier nicht angegeben werden, sie liegt aber auf jeden Fall bei deutlich seltener als einmal in 100 Jahren.
Ob ein Starkregenereignis auch ein Sturzflutgeschehen auslöst, und wie stark dieses ausfällt, hängt allerdings von mehreren weiteren Faktoren ab. So spielen beispielsweise die aktuelle Bodenfeuchte, der Zustand der Vegetation und die Landnutzung zum Zeitpunkt des Ereignisses eine Rolle, aber auch z.B. die zeitliche Verteilung des Niederschlags während des Ereignisses. Deshalb kann nicht automatisch von der Häufigkeit bestimmter Starkregenereignisse auf die Häufigkeit von Sturzflutereignissen geschlossen werden, die daraus resultieren.
Ähnliches gilt beim Vergleich mit Hochwasserereignissen an Flüssen. Diese werden mithilfe von Pegeln gemessen, und so ist es möglich, statistische Wiederkehrzeiten für Hochwasserereignisse bestimmter Höhen zu ermitteln, beispielsweise Wasserstände, die einmal in 100 Jahren zu erwarten sind. Sturzflutereignisse können nicht in gleicher Weise erfasst und gemessen werden, und so ist es nicht möglich, deren Häufigkeit in gleicher Weise statistisch abzuschätzen.
Die in den Sturzflutgefahrenkarten dargestellten Wassertiefen, Fließgeschwindigkeiten und Fließrichtungen ergeben sich aus den Eingangsdaten und Annahmen für das jeweilige Szenario. Dazu gehören z.B. eine bestimmte Niederschlagsmenge sowie Dauer und zeitlicher Verlauf des Niederschlags, Annahmen hinsichtlich des Bodenzustandes und der Rauhigkeit der Geländeoberfläche. Die bei einem realen Ereignis herrschenden Bedingungen können davon mehr oder weniger stark abweichen. Kleinere oder größere Unterschiede zwischen den in den Sturzflutgefahrenkartenkarten dargestellten Ergebnissen und realen Ereignissen sind daher unausweichlich. Dennoch haben sich die Simulationsergebnisse als Hinweise für mögliche Gefahrenstellen insgesamt als sehr zutreffend erwiesen.
Zur Abschätzung der Versickerung wurde zunächst ein gesättigter Bodenzustand angenommen, wie er nach längeren Niederschlagsperioden vorliegt. Auch durch einen solchen Boden versickert (im Gegensatz zu einer versiegelten Fläche) immer noch Wasser, allerdings in unterschiedlichen Mengen je nach den jeweiligen Eigenschaften des Bodens. Daher wurde ein jeweils lokal angepasster Versickerungswert aus entsprechenden Bodendaten abgeleitet und bei der Modellierung angesetzt.
Nein, dies konnte bei der Erstellung der Sturzflutgefahrenkarten nicht berücksichtigt werden, da hierbei zahlreiche Szenarien denkbar wären, die nicht alle dargestellt werden können. In den Modellberechnungen wurden unterschiedliche Rauhigkeiten der Oberfläche bei unterschiedlichen Nutzungen wie Wald, Verkehrsflächen, Gehölze etc. angenommen. Landwirtschaftliche Flächen erhielten einen mittleren Wert. Die Untersuchung der Auswirkungen wechselnder Nutzungen auf landwirtschaftlichen Flächen mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften bleibt detaillierteren lokalen Modellberechnungen vorbehalten.
In den benachbarten Bundesländern sind vergleichbare Karten derzeit in Arbeit oder bereits fertiggestellt. Sie finden diese Karten im Geoportal des Bundes unter geoportal.de/Themen/Klima_und_Wetter/1_Starkregen.html. Die Sturzflutgefahrenkarten des Landes Rheinland-Pfalz sind dort ebenfalls zu finden (allerdings zur Vereinheitlichung mit den anderen Bundesländern in einer abweichenden Darstellung, Farbgebung etc.).
Bitte beachten Sie bitte außerdem, dass aufgrund abweichender Methoden und Parameter zu beiden Seiten der Landesgrenzen stellenweise unterschiedliche Ergebnisse bzgl. Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten auftreten können.
Die Sturzflutgefahrenkarten werden derzeit aus technischen Gründen noch mit einem Kartenviewer dargestellt, der nicht für die Benutzung auf mobilen Endgeräten ausgelegt ist. Eine entsprechend optimierte Lösung ist in Arbeit, und die Sturzflutgefahrenkarten werden entsprechend umgestellt, sobald dies möglich ist.