Chemisch-physikalische Untersuchung der Gewässer
Die Kontrolle der chemischen Wasserbeschaffenheit bzw. die Beschreibung physikalischer Zustände des Wassers wie Wassertemperatur, elektrische Leitfähigkeit oder Trübung erfolgt in Rheinland-Pfalz an 7 Gewässer-Untersuchungsstationen und über 200 weiteren Probenahmestellen, Grundlegende Untersuchungsziele sind u.a. die Ermittlung von Trends der Schadstoffentwicklung, die Überprüfung von Zielvorgaben oder Grenzwerten sowie das Erkennen von Gewässerverunreinigungen.
Grundlegende Untersuchungsziele dieser Überwachungsaktivitäten sind
- Ermittlung von Trends der Schadstoffentwicklung,
- Überprüfung von Zielvorgaben oder Grenzwerten,
- Schätzung von Stofffrachten (im Wasser transportierte Menge einer Substanz in kg/a),
- Erkennen von Gewässerverunreinigungen.
Viele dieser Untersuchungen sind Bestandteil nationaler oder internationaler Programme wie z. B. das „Deutsche Untersuchungsprogramm Rhein“ oder das Messprogramm der „Internationalen Kommissionen zum Schutze der Mosel und der Saar gegen Verunreinigung“ (IKSMS).
Gewässer-Untersuchungsstationen
Die Station wurde am linken Rheinufer bei km 498,5 am Fuß der Theodor-Heuß-Brücke erbaut. So war es möglich, an allen 4 Brückenpfeilern Wasser-Entnahmevorrichtungen einzubauen. Am 13. August 1976 wurde die Station eingeweiht. Sie gehört damit zu den ältesten Gewässer-Untersuchungsstationen des Landes. Betreiber ist das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz, die Kosten werden gemeinsam mit Hessen getragen.
Seit 2001 ist neben dem Aquarium, in dem Rheinfische im Rheinwasser schwimmen, ein Präsentationsbildschirm zu sehen, der dem Bürger auf „Tastendruck“ vier verschiedene Präsentationen zum Aufbau der Station, Messergebnissen und allgemeine Informationen zum Flussgebiet Rhein anbietet.
Nach dem großen Chemieunfall bei Basel 1986 vereinbarten die Länder Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz im Jahre 1990 gemeinsam eine Gewässerüberwachungsstation in Worms an der Nibelungenbrücke, bei Fluss-km 443,3 zu errichten. Hiermit sollte eine Lücke im Überwachungsnetz für den Ballungsraum Rhein-Neckar geschlossen werden.
Teile der über 100 Jahre alten Gewölbe des Nibelungenturmes wurden renoviert und mit automatischen Mess- und Probenentnahmegeräten ausgestattet. Im Neubau befinden sich die Labors und Büroräume. Die Brücke erlaubt eine sichere und technisch relativ einfache kontinuierliche Wasserentnahme über den gesamten Flussquerschnitt.
Die Überwachung der Rheinwasserqualität erfolgt hauptsächlich mit Hilfe von chemisch-physikalischen Online-Messungen, kontinuierlichen Biotestsystemen sowie einem chemischen Screening auf organische Spurenstoffe mit Hilfe einer Kombination von Gaschromatographie und Massenspektrometrie (GC/MS).
Gewässer-Untersuchungsstation Mosel/Saar Fankel
Die Gewässeruntersuchungsstation Mosel-Saar (GUS MoSa) bei Fankel ist ein baulicher Teil der Zentralwarte der RWE:
Die Station befindet sich am linken Ufer der Mosel bei Flusskilometer 54 in Nachbarschaft zum Oberwasser der Staustufe Fankel.
Ende der Achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der Gebäudeteil von der RWE angemietet. Sie war bis 2020 mit teilweise bis zu vier Personen besetzt. Seit Anfang 2021 wird die nun unbesetzte Station durch das LfU von Mainz aus betreut.
In dem gemieteten Gebäudeteil befinden sich mehrere Funktions- und Büroräume. Es existieren hier automatische Probenehmer, die Mischproben generieren. In den derart gewonnenen Proben werden anorganische Spurenstoffe (z.B. Metalle) und organische Spurenstoffe (z.B. Pflanzenschutz- und -behandlungsmittel, Arzneimittelwirkstoffe und andere organische Spurenstoffe) bestimmt. Auch Sammeleinrichtungen der BfG sind hier untergebracht. Im vierzehntägigen Rhythmus werden Stichproben zur Untersuchung auf Nährstoffe und auf andere sauerstoffzehrende Stoffe gewonnen.
Die Messtechnik für den Betrieb der kontinuierlichen Messeinrichtungen wie z.B. Wassertemperatur, pH-Wert, Sauerstoffgehalt, elektr. Leitfähigkeit sowie die DFÜ wurden im Jahr 2020 vom LfU erneuert.
Die derart erzeugten Daten sind über diesen Link jederzeit abrufbar.
Die Moselwasser-Untersuchungsstation Palzem wurde 1972 errichtet und ist somit die älteste rheinland-pfälzische Untersuchungsstation. Betreiber ist die Regionalstelle WAB Trier der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (früher Staatliches Amt für Wasser- und Abfallwirtschaft); es erfolgt fachliche Unterstützung durch das Landesamt für Umwelt.
Die Station liegt bei Mosel-km 229,9 auf der rechten Uferseite, im Oberwasser der Staustufe Palzem, unterhalb der Grenze zum Saarland und ca. 13 km unterhalb der französischen Grenze.
Die Untersuchungsstation Palzem/Mosel ist Überblicksmessstelle im Monitoring zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und Probenahmestelle des Messprogramms der Internationalen Kommissionen zum Schutz der Mosel und der Saar (IKSMS). Neben den Basismessgrößen zur Bewertung des Nährstoffhaushalts und des Sauerstoffhaushalts werden anorganische Spurenstoffe (Metalle) und organische Spurenstoffe (z.B. Pflanzenschutzmittel) untersucht.
Die Station verfügt über ein nasschemisches Labor, so dass die Basisuntersuchungen vor Ort gemacht werden können.
Eine besondere Bedeutung der Station ergibt sich aus der grenznahen Lage. So ist es möglich, die aus Frankreich kommenden Anteile einzelner Belastungen abzuschätzen.
Die Saarwasser-Untersuchungsstation Kanzem Land
Die 2019 bis 2020 neu errichtete Untersuchungsstation bei Kanzem ist die dritte in einer Reihe von ortsfesten Gewässer-Untersuchungsstationen seit 1976. Sie befindet sich an der Saar bei Fluss-km 6,7 am linken Ufer des frei fließenden Wiltinger Bogens.
Messwasser erhält die Station durch eine Entnahmepumpe, die an einem frei bedienbaren Industriekran befestigt ist. Im Bild ist die Pumpe zur Verdeutlichung aus dem Wasser gehoben.
Die Station ist unbesetzt und wird vom LfU aus Mainz und von der Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Trier der SGD Nord im 2-Wochen-Rhythmus betreut. Bei besonderen Anlässen (z.B. Hochwasser) wird die Betreuung intensiviert.
Die Station Kanzem ist Überblicksmessstelle im Monitoring zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und sie ist Probenahmeort der Messprogramme der Internationalen Kommissionen zum Schutze der Mosel und der Saar gegen Verunreinigung (IKSMS). Auch fungiert Kanzem als nationale Hauptmessstelle der IKSR (Internationale Kommissionen zum Schutz des Rheins). Die Station ist Teil des Messnetzes zur Sauerstoffüberwachung Saar und des Handlungskonzepts zur Reduzierung des Wärmeeintrags in die großen rheinland-pfälzischen Fließgewässer bei hohen Wassertemperaturen des MKUEM.
Neben den Basismessgrößen zur Bewertung des Nährstoffhaushalts in Stichproben werden hier auch Mischproben gewonnen, die u.a. auf anorganische Spurenstoffe (z.B. Schwermetalle) und organische Spurenstoffe (z.B. Pflanzenschutzmittel, Arzneimittelwirkstoffe, PFAS) untersucht werden.
Es arbeiten in der Station permanent Sensoren für eine kontinuierliche Überwachung der Parameter Sauerstoff, Wassertemperatur, pH-Wert, Trübung, Nitrat und Leitfähigkeit. Deren Ergebnisse werden mittels Datenfernübertragung an eine Umweltdatenbank und ins Internet übermittelt.
Zudem ist die Station mit einem Chlorophyllmessgerät ausgestattet, das ab dem beginnenden Frühjahr das Algenwachstum überwacht. Dadurch kann die interessierte Öffentlichkeit im Sommer rechtzeitig vor hohen, potenziell toxischen, Gehalten von Blaualgen im Saarwasser gewarnt werden. Auch diese Ergebnisse werden zeitnah im Internet öffentlich gemacht.
Die Gewässer-Untersuchungsstation Lahnstein liegt bei Fluß-km 136,1 auf der ersten Lahnschleuse oberhalb der Mündung in den Rhein, am rechten Ufer. Sie wurde 1992 in Betrieb genommen und wird von der Gewässer-Untersuchungsstation Mosel-Saar aus betreut. Das Schleusengelände ist nicht öffentlich zugänglich, die Station konnte daher kosten- und platzsparend als offener Geräteschrank ausgeführt werden.
Wie die Mosel und die Saar ist die Lahn durch mehrere Staustufen reguliert und dadurch ganzjährig schiffbar. Der Aufstau hat jedoch negative Auswirkungen auf den Sauerstoffhaushalt des Gewässers, insbesondere in niederschlagsarmen Sommermonaten. Die Lahn ist ein überwiegend hessisches Gewässer und erreicht die rheinland-pfälzische Landesgrenze bei Diez. Schon an der Landesgrenze liegt eine erhebliche Belastung mit Nährstoffen und sauerstoffzehrenden Stoffen aus Kläranlagenabläufen und landwirtschaftlichen Nutzungen vor. Diese Frachten werden durch weitere Einleitungen aus überwiegend kleinen kommunalen Kläranlagen aufgestockt.
Die Lahnwasser-Untersuchungsstation Lahnstein ist Überblicksmessstelle im Monitoring zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Neben den Basismessgrößen zur Bewertung des Nährstoffhaushalts und des Sauerstoffhaushalts werden anorganische Spurenstoffe (Metalle) und organische Spurenstoffe (z.B. Pflanzenschutzmittel) untersucht.
Die Nahewasser-Untersuchungsstation Bingen-Dietersheim wurde 2008 eingerichtet. Sie liegt bei Nahe-km 3,7 am rechten Ufer auf einem alten Brückenwiderlager, unmittelbar neben dem Pegelhaus. Zuständig für den Betrieb der Gütestation ist das Landesamt für Umwelt.
Im Vorraum der Station ist die Aufstellung von Schautafeln bzw. Informationsmaterial für Besucher möglich. Die Station ist nicht ständig besetzt und wird einmal pro Woche gewartet.
Die chemischen Beschaffenheitsdaten der Nahemündung werden für die deutschlandweite Erfassung chemischer Daten an die LAWA (Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Wasser) gemeldet, außerdem ist die Nahe als Fischgewässer der EG gemeldet und unterliegt den dort festgesetzten Qualitätsanforderungen und Berichtspflichten. Die Messprogramme orientieren sich an den Erfordernissen dieser Berichtspflichten und stimmen hinsichtlich der Nährstoffe und anderer Basismessgrößen weitgehend mit den Mosel-Saar-Messprogrammen überein. Wegen der landwirtschaftlichen Nutzung im Einzugsgebiet ist auch die Überwachung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen erforderlich.